Auszug aus dem Buch „Marsberg“. Geschichte einer Stadt im Sauerland“ Historischer Abriss der Entwicklung einer Stadt
772 bis 804. Sachsenkriege.
772 Der Frankenkönig Karl I. (2. April 747/748 – 28. Januar 814), in späterer Zeit Karl der Große genannt, erobert die Eresburg, das heutige Obermarsberg und zerstört die Irminsul, ein Nationalheiligtum der heidnischen Sachsen, die im hiesigen Raum ansässig waren. Benediktiner errichten hier vermutlich eine erste kleine Holzkirche, die in den Folgejahren mehrfach zerstört wird.
774 Die Sachsen nutzen die Abwesenheit Karls, der in Italien in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Lombardenkönig Desiderius verwickelt ist, zur Rückeroberung der Eresburg und dringen in fränkisches Gebiet ein. Aus Italien zurückgekehrt, schickt der Frankenkönig im Herbst mehrere Heerscharen gegen die Sachsen und vertreibt sie erneut.
775 Frühjahr. Karl I. stellt die Eresburg wieder her. Die Sachsen erobern im gleichen Jahr zum wiederholten Mal die Eresburg und zerstören sie vollständig.
776 Nach Rückkehr Karls aus Italien wird die zerstörte Eresburg erneut wiederaufgebaut.
779 Sturmius, Abt des Klosters Fulda, der in Marsbergs Tradition als Apostel des Diemeltals gilt, hält sich auf Wunsch des Frankenkönigs auf der Eresburg auf. Am 17. Dezember des Jahres verstirbt Sturmius in Fulda.
780 Karl I. hält sich erneut auf der Eresburg auf. Er gründet hier neben der Kirche das erste Benediktinerkloster im Sachsenland.
784 – Juni 785 Im Winter 784/785 verweilt König Karl mit Frau und Kindern auf der Eresburg. Er feiert hier das Osterfest, erbaut die Burg von neuem und lässt zu Ehren des hl. Petrus auf dem Eresberg eine steinerne Kirche (Basilika) errichten.
794 Die Sachsen huldigen König Karl auf der Eresburg.
795 Auch in diesem Jahr verweilt Karl I. auf der Eresburg.
799 Sommer. Papst Leo III. (795-816) verleiht der 784 von Karl I. erbauten Kirche durch seinen Besuch eine besondere Weihe. Er bestätigt der Kirche und dem Kloster den vom Frankenkönig verliehenen Zehnten, die Immunität und die eigene Gerichtsbarkeit.
822 Um diese Zeit finden sich in den „Traditiones Corbeienses“, den Corveyer Traditionen, die den Besitzstand des 822 gegründeten Klosters Corvey dokumentieren, die ersten urkundlichen Erwähnungen der Siedlungen Ostheim (Borntosten) und Afsneti (Essentho).
826 20. Juni. Kaiser Ludwig der Fromme (814-840), ein Sohn Karls des Großen, schenkt die Kirche und das Kloster auf dem Eresberg (das Stift Obermarsberg), der von ihm 822 gegründeten Benediktinerabtei Corvey.
853 22. Mai. König Ludwig der Deutsche (843-876) bestätigt die Schenkung vom 20. Juni 826. Er bezeichnet die Kirche auf dem Eresberg als die erste von seinem Großvater Karl in Sachsen erbaute Kirche.
900 12. Oktober. König Ludwig das Kind (893-911, seit 900 König) bestätigt die Privilegien des Klosters Corvey und gewährt ihm in der Siedlung (villa) Horhusen, dem heutigen Niedermarsberg, sowie auf dem Eresberg, dem heutigen Obermarsberg, das Markt-, Münz- und Zollrecht. Erste urkundliche Erwähnung des Ortes Horhusen.
915 Herzog Heinrich von Sachsen besetzt die Eresburg.
938 Markgraf Thankmar, ein Halbbruder von König Otto I., („Otto der Große“ genannt), erhebt sich gegen Otto und besetzt die Eresburg. Beim Eindringen der Soldaten des Königs in die Stadt flieht er in die Stiftskirche. Er wird auf dem Eresberg, am Altar der Stiftskirche kniend, mit einem durch ein Fenster auf ihn geworfenen Speer getötet.
948 König Otto I. (912-973, seit 936 König, ab 962 Kaiser) schenkt dem Grafen Hahold verschiedene Güter im Ittergau, darunter das Königsgut Wieringsen und das Gut Upspringun. Älteste urkundliche Erwähnung des Ortes Giershagen.
962 9. Juni. Kaiser Otto I. gewährt den Bewohnern von Horhusen die Rechte der Einwohner von Dortmund. Vermutlich handelt es sich hierbei um die Rechte der Kaufleute. (Die Echtheit der Urkunde wird angezweifelt.)
1002 1. Oktober. Wie aus einer Urkunde des Kaisers Otto III. hervorgeht, verläuft durch Horhusen bereits eine weithin bekannte Handels- und Heeresstraße (Via Regia).
1019 Abt Druthmar von Corvey legt den Grundstein zur Magnuskirche in Horhusen. (Die Angabe beruht auf einer ö rtlichen Überlieferung)
1030 3. September. Heinrich III. (1017-1056, seit 1039 König, ab 1053 Kaiser) bestätigt dem Kloster Corvey alle Schenkungen und Rechte, auch die auf die Eresburg.
1030 1. Juni. König Konrad II. (1024-1039) schenkt Meinwerk, dem Bischof von Paderborn, eine ihm heimgefallene Besitzung (praedium) des unehelich geborenen Grafen Bernhard zu Pathberch. Erste Erwähnung des Ortes Padberg.
1036 Ein gewisser Adalbero flüchtet nach der Ermordung eines Grafen Wilhelm in die Sicherheit des Asyls in der Eresburg.
1040 27. Juli. (oder 1046, 27. Juli) Der Paderborner Diözesanbischof Rotho (1036-1051) weiht und dotiert die von Abt Druthmar von Corvey erbaute Magnuskirche in Horrehusen (Niedermarsberg). Er weist ihr als Pfarrbezirk Horrehusen, und die benachbarten Orte Albertinghusen (Wüstung vor dem Meisenberg/Ziegelei), Albrachsinghusen (Wüstung vor der Stadt/Albast), Osneti/Afsneti (Essentho), Twesini/Twisne (Wüstung zwischen Niedermarsberg und Westheim), Siltzinghusen (Wüstung Richtung Erlinghausen/Grund Sillingsen) und Helmeringhusen (Helmighausen/Waldeck) zu. Als Einkünfte (dos) empfängt die Kirche die Zehnten der Siedlungen (villae) Widerdinghusen (Wieringsen, Wüstung südlich von Niedermarsberg), Hustide (Wüstung zwischen Geseke und Mönnighausen) und Herchinghusen (Heddinghausen). Mit der Erbauung und Einweihung der Kirche wird Horhusen Pfarrei. Erster namentlich bekannter Pfarrer ist Conradus, der in einer Urkunde vom 25. März 1176 erwähnt ist.
1057 In Padberg steht bereits eine Wehrkirche, die heutige „Alte Kirche“.
1068 Um diese Zeit erbaut vermutlich der Abt Saracho von Corvey (1056-1071) die zweite, größere Pfarrkirche in Horhusen, die dem heiligen Dionysius geweiht wird. Die Kirche wird im Rundbogenstil erbaut, ist dreischiffig, gewölbt und mit runder Apsis und kleinen Fenstern versehen. Die aus Hausteinen gebaute Kirche ist über 80 Fuß lang und 40 Fuß breit. Sie wird von einem Begräbnisplatz umgeben.
1080 und 1081 Der raublustige Ritter Albert von Padberg wird als besonderer Feind von Kloster und Stadt Eresburg bezeichnet, der beiden erheblichen Schaden zugefügt hat.
1080 In einer Urkunde im Staatsarchiv Marburg wird ein „Reische von Kaanstein“ genannt. Ältester Hinweis auf die Existenz Cansteins. (Quelle: Amtsgerichtsrat Freiherr von Canstein.)
1081 Der Propst Erkenbert ist erster namentlich bekannter Propst im Stift Marsberg. 1107 wird er Abt von Corvey (bis 1128).
1082 bis 1088. Während der Amtszeit des Corveyer Abtes Marquard wird in einer Urkunde erstmals ein Westheimer Adelsgeschlecht, die Brüder Hezel und Einelen von Westheim, erwähnt.
1100 Um diese Zeit wird am Bühlberg die St. Nikolauskapelle „St. Nikolaus in bulone“ errichtet. 1640 war dieses Gotteshaus nur noch eine Ruine.
Neben der St. Nikolauskapelle gibt es nach einem Güterverzeichnis des Abtes Erkenbert zu dieser Zeit in Horhusen noch die St. Gertrudiskapelle.
1100 Aus dieser Zeit stammt die älteste schriftliche Überlieferung des Ortes Westheim. Der Name erscheint in einem Fragment eines alten Corveyischen Kodex aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.
1100 Graf Erpo von Padberg will Horhusen einnehmen. Wie durch ein Wunder wird er davon abgehalten. Zur Sühne gründet er 1101 in Boke bei Paderborn ein Benediktinerkloster, das er am 5. Juli 1102 aufgrund von Erbstreitigkeiten in sein Dorf Flechtdorf verlegt und mit reichem Grundbesitz versieht (Stiftungsurkunde des Klosters Flechtdorf. Des Weiteren erhält auch die St. Magnuskirche eine Schenkung des Grafen.
1101 Graf Erpo von Padberg vergibt die Einkünfte eines Gutes in „Berdinchusen“ bei Marsberg sowie die Einkünfte eines Gutes in „Loithar“ zum Unterhalt des neu eingerichteten Klosters Boke. Erste Nachricht der Orte Beringhausen und Leitmar.
1107 I In Horhusen gibt es nach dem Güterverzeichnis des Abtes Erkenbert von Corvey 141 Sohlstätten. Ferner existieren zwei Mühlen, die der Corveyer Präfektur jährlich 10 und 8 Solidi zu entrichten haben. Außerdem besteht in Horhusen eine Schmiede, die an Corvey jährlich 50 Messer, Rasiermesser und Feuerzangen zu liefern hat.
1107 Nach dem Verzeichnis des Abtes Erkenbert von Corvey gehören zur St. Magnuskirche in Horhusen: Upsprunge (Giershagen), die Siedlung (villa) Wigardinghusen (Wüstung unterhalb der Johannesbrücke/Gut Wieringsen), die Siedlung (villa) Glindingere (Wüstung am Glindeplatz) und die Siedlung (villa) Hustiden (Wüstung zwischen Geseke und Mönninghausen/Hustede-Mühle). Die gegenüber 1040 hinzugekommenen Ackerländer sind wohl eine Schenkung des Grafen Erpo.
1107 In einem zur Zeit des Abtes Erkenbert angelegten Besitzverzeichnis der Abtei Corvey erscheinen die Orte Erdelinghusun und Urthorp. Älteste urkundliche Erwähnung der Orte Erlinghausen und Udorf.
1115 Graf Friedrich von Arnsberg zerstört die Eresburg, nachdem sich die Bewohner gegen den Abt Erkenbert von Corvey erhoben haben.
1120 Der Kölner Erzbischof Friedrich I. (1100-1131) erwirbt nach dem Aussterben der Grafen von Padberg die Burg Padberg und setzt ein Ministerialengeschlecht, die „Herren von Padberg“, in den befestigten Grenzort des kurkölnischen Herzogtums Westfalen ein. Erste urkundliche Erwähnung der Burg Padberg.
Neben der Burg entsteht eine Ansiedlung, der „Ring“ Padberg, ein stadtähnliches Gemeinwesen.
1125 Um diese Zeit erwirbt Erzbischof Adalbert von Mainz (1111-1137) von Reginboldus de Kaanstein das Castrum Kahenstein (=Dohlenstein). Älteste Erwähnung des Ortes Canstein.
1145 Belagerung der erst jüngst wiederaufgebauten Eresburg und erneute Zerstörung durch Graf Volkwin von Schwalenberg, da die Einwohner der Eresburg in einer Fehde zwischen Heinrich von Arnsberg und Graf Volkwin von Schwalenberg für Heinrich von Arnsberg Partei ergriffen hatten.
1148 Abt Wigbold von Corvey entscheidet über einen Streit zwischen Propst Reiner zu Eresburg und Graf Elver von Horhusen über den Zehnten zu Niem und Keflike (zwischen Brilon und Rösenbeck).
1149 Ein Mönch des Klosters Eresburg wird von Abt Wigbold von Corvey bestraft, da er über einen Kaufmann in Horhusen, mit dem er unerlaubt Geschäfte gemacht hatte, den Bannfluch geschleudert hatte.
1150 30. Juli. König Konrad III. erteilt Abt Wigbold von Corvey das Recht „zu Eresburg“ alle Metalle, Gold, Silber, Blei und Zinn zu graben und zu verarbeiten, „damit die Corveyer Kirche desto besser der Sache Gottes und des Reiches dienen möge“.
1150 Abt Nikolaus aus der Abtei Tuera in Island besucht die hiesige Gegend. In seinem Reisetagebuch schreibt er: „… da kommt man durch eine Ortschaft, die heißt Horhusen, wo Siegfried von Xanten den Drachen Fafnir auf der Gnitaheide bei Kiliander erschlagen hat …“.
1150 Erste Erwähnung einer Kirche in Westheim.
1155 Papst Hadrian IV. bestätigt der Abtei Corvey den Besitz der Eresburg samt dem Zehnten in einem Umkreis von 2 Meilen.
1160 Um diese Zeit liefert ein Eggihard von Horhusen kupferne Kessel und anderes Hausgerät zum Kloster Werden (bei Essen).
1170 o. D. Stiftung des Prämonstratenser-Nonnenklosters Bredelar durch den Erzbischof von Köln, Philipp von Heinsberg (1167-1191). In der Stiftungsurkunde des Klosters werden erstmals die Orte Bredelar, Meerhof und Oesdorf erwähnt. Der Erzbischof überträgt ein Gut und eine Mühle in Bredelar (Breidelare), mit denen der Burgherr Gottschalk von Padberg belehnt gewesen ist, der Kirche des heiligen Laurentius und den dort unter der Regel des heiligen Augustinus lebenden geistlichen Frauen. Als Gegenleistung weist er dem Burgherrn verschiedene Eigengüter in Beringhausen
(Berninchuson), Oesdorf (Osnincthorpe) und Meerhof (Ostmere) zu und unterstellt das Kloster der Aufsicht des Klosters Scheda (bei Fröndenberg).
1170 Auf dem Alten Haus Padberg ist bereits eine Kapelle bezeugt. 1330 wird als Patrozinium die hl. Adelgundis genannt.
1176 25. März. Abt Konrad von Corvey unterstellt die Magnuskirche in Horhusen dem Stift auf dem Eresberg.
1180 13. April. Das Herzogtum Westfalen (und Engern) kommt politisch an den Kurfürsten und Erzbischof von Köln. Ober- und Niedermarsberg bleiben jedoch vorläufig (bis 1230) noch dem Fürstabt von Corvey unterstellt.
1184 29. Oktober. Papst Lucius III. bestätigt dem Abt Konrad von Corvey die Besitzungen der Abtei, insbesondere auch die Zehnten des Klosters Eresburg im Umkreis von 2 sächsischen Meilen.
1190 Um diese Zeit wird Heinrich von Marsberg geboren. Er wächst in Marsberg auf, studiert nach dem Tode seiner Eltern in Paris und ist ab 1212 drei Jahre als Lehrer in Marsberg tätig. Nach einer Wallfahrt in das Heilige Land kehrt er nach Paris zurück und tritt als erster Deutscher in den Dominikanerorden ein. 1248 nimmt er am Kreuzzug in das heilige Land teil. Er stirbt 1254 auf der Rückreise der Kreuzritter.
1191 o. D. Um diese Zeit beurkundet der Abt Wedekind von Corvey, dass ein gewisser Hildebrand, der der Kirche St. Peter in Eresburg wachszinsig gewesen ist, eine dieser Kirche gehörige Hufe in Udorf (Urdorp) besessen habe. Die Erben Hildebrands werden angewiesen, jährlich einen Schilling (Solidus) Horhuser Währung an die Kirche in Eresburg zu zahlen, ohne Unterschied, ob in Horhusen leichtes oder schweres Geld geprägt werde.
1191 Bis zu dieser Zeit werden noch Horhusener Denare genannt. Die Horhusener Münze wird wohl um 1225 mit den Horhusenern zur Oberstadt gesiedelt sein. 1229 erscheint erstmals ein Münzmeister in der Oberstadt.
1192 Kaiser Heinrich VI. bestätigt dem Abt von Corvey das Recht des Bergbaues in Eresburg und alle Besitzungen der Abtei. (Die Mönche von Corvey betrieben seit dem 10. Jahrhundert den Bergbau auf alle Metalle am Harz und in Marsberg und bezogen das Material zu ihren Kunstwerken aus Metall, die in Corvey von besonderen Gießern und Schmieden gefertigt wurden, aus eigenen Hütten und Hammerwerken.)
1196 o. D. Umwandlung des Prämonstratenser-Nonnenklosters Bredelar in eine Zisterzienser-Mönchsabtei.
1200 Erst im 13. Jahrhundert begegnen wir einer voll ausgebildeten Organisation des Benediktinerstiftes Obermarsberg. Dem Stift steht ein Propst vor, der seinerseits in Abhängigkeit zum Kloster Corvey steht. Das Stift unterhält ein eigenes Marienhospital, das 1341 ausdrücklich als Stiftseigentum genannt wird. (Die ältesten heutigen Gebäudeteile des Stiftes stammen aus den Jahren 1659/69.) ….