Elektrischer Strom 1921

Anfänge des elektrischen Stroms 1921 in Borntosten

Viele größere Ortschaften des Sauerlandes hatten um 1910 schon eine elektrische Stromversorgung. Der erste Weltkrieg aber verzögerte die zentrale Versorgung mit Strom der noch fehlenden Ortschaften. Nach 1918 kam dann trotz Wirtschaftskrise endlich der Durchbruch. Das Licht kam in die Dörfer, auch nach Borntosten.

Zwischen der Gemeindevertretung Borntosten unter dem Vorsitz von Vorsteher Geschwinder und dem Elektrizitätsverband Büren – Brilon GmbH in nahestehendem EVBB genannt bzw. dessen Rechtsnachfolger, wurde folgender Vertrag am 30.07.1921 beschlossen.

Der EVBB verpflichtet sich auf seine Kosten die erforderliche Hochspannungsleitung sowie ein Niederspannungsnetz für den geschlossenen Ort zu bauen und den Anschluß der während der Bauperiode sich meldenden Konsumenten bis zur Hausanschlusssicherung zu bewerkstelligen.

Am 1. Oktober 1921 wird über den Beginn der Installationsarbeiten in Borntosten berichtet.

Der EVBB verpflichtet sich ferner der Gemeinde zunächst aus dem staatlichen Wasserkraftwerk der Eder durch das Netz des Verbands – Elektrizitätswerkes Waldeck elektrische Energie in Form von Drehstrom für Licht und Kraft zu liefern. Die Gemeinde wiederum gestattet dem EVBB ausschließlich sämtliche im Verfügungsrecht der Gemeinde stehenden Straßen, Wege, Plätze, Brücken, Grundstücke etc. zur Durchlegung, zum Betriebe, zur Instandhaltung, Durchleitung, Umwandlung und Lieferung von elektrischer Energie unentgeltlich zu benutzen.

Am 29. Juli 1923 schließt Frh. Alexander von Elverfeldt einen Stromlieferungsvertrag für Gut Forst und das Rittergut Borntosten mit dem EVBB ab.

Die Gemeinde baut auf ihre Kosten nach den von dem EVBB kostenlos zur Verfügung gestellten Zeichnungen ein Transformatorenhaus und stellt es während der Dauer des Vertrages dem EVBB kostenlos zur Verfügung. Ferner liefert die Gemeinde die für das Ortsnetz erforderlichen im Winter geschlagenen Holzmasten sauber geglättet und geschält kostenfrei.

Die Fa. Joh. Gerlach aus Niedermarsberg übernahm im Auftrag des EVBB die Installationsarbeiten für die elektrische Stromversorgung in Borntosten.

Die Gemeinde Borntosten verpflichtet sich dem EVBB einen einmaligen Zuschuß von 51420 Mk für die Anlagen zu zahlen. Ferner muß die Gemeinde auf ihre Kosten eine Straßenbeleuchtungsanlage einrichten. Die genaue Anzahl der Lampen hierfür wird noch vom EVBB festgelegt. Die Kosten der Straßenbeleuchtung betragen 400 Mk pro Brennstelle. Dieser ganze Vertrag gilt zunächst für die Dauer von 45 Jahren. Das erste Transformatorenhäuschen auf dem Forst war bis zum 4. November 1921 fertiggestellt.

Im August 1922 war die Anlage fertig gestellt und genau am 10 August 1922 erfolgte vom EVBB die erste Stromlieferung. Das heißt, im Ort brannten die ersten Glühlampen.

Am 25. Oktober 1926 wird in der Gemeindevertretung von Borntosten über die schlechte Stromversorgung im Ort gegen den EVBB Klage geführt. Der Gemeinde ist früher versprochen worden Anschluß an Büren – Brilon. Strom ist nicht in genügender Spannung vorhanden hierdurch entstehen viele Störungen, Lampen werden unbrauchbar und Sicherungen schlagen durch. Am 18 November 1926 teilt dann auch der EVBB mit, daß zeitweise die Spannung in den Ortschaften die von der Transformatorenstation Forst aus versorgt werden schlecht gewesen ist. Der EVBB ist aus diesen Gründen beim Verbandselektrizitätswerk Waldeck vorstellig geworden. Über einen eventuellen Anschluß der fraglichen Gemeinden an die 24000 Volt Leitung des EVBB können zur Zeit noch keine Angaben gemacht werden.

Am 23.November 1926 teilte das Verbandselektrizitätswerk Corbach mit, daß die Hochspannungsleitung Adorf – Vasbeck durchgreifend überholt wird und dadurch der erhöhte Spannungsabfall in Borntosten zurück zuführen sein dürfte. Um eine noch bessere Versorgung mit elektrischem Strom zu bekommen wurde neben dem Schulgrundstück eine Trafostation errichtet. Wochenlang dauerten die Arbeiten und am 1. August 1952 konnte die Station in Betrieb genommen werden. Der Strom soll so jetzt stark sein, daß mindestens 4 Dreschmaschinen gleichzeitig betrieben werden können. Am 15. Mai 1955 wurde die alte Lichtleitung im Dorf entfernt und durch eine neue stärkere ersetzt. Am 7. Oktober 1958 wurde die Straßenbeleuchtung mit vorerst 2 Lampen bei Brüne und Frese in Betrieb genommen. Weiter Lampen sollen im nächsten Jahr angebracht werden. Das am 1. August 1952 in Betrieb genommene Transformatorenhäuschen wurde am 21. Oktober 1998 abgerissen und durch eine neue Trafostation ersetzt.

Zur Information;

Die monatliche Zählermiete des EVBB betrug 1922 für Beleuchtung:

bis 15 Glühlampen a. 25 Watt Mk 2,45

bis 16 bis 25 Glühlampen a. 25 Watt Mk 4.00

bis 26 bis 50 Glühlampen a. 25 Mk 5,20

Für einen Zähler für Kraft beträgt die monatlich Miete für Anlagen:

bis 1 Kw Leistun Mk 4.00

bis 3 Kw Leistung Mk 5.20

bis 6 Kw Leistung Mk 9.40

bis 10 Kw Leistung Mk 13.20

Für Beleuchtung kostete jede Kw Stunde Mk 2.60

Für Kraft kostete jede Kw. Stunde Mk 1.70.

 

Quellennachweise;

Stadtarchiv Marsberg Bestand B 474

Chronik Borntosten

Archiv von Elverfeldt Canstein

Originalanmeldungsformular des EVBB vom November 1921